„Bleiben und werden Sie politisch!“ CPR-Forum 2025 plädiert für unternehmerischen Bürgersinn
- BOHNEN Public Affairs

- 8. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Am vergangenen Freitag fand unser CPR-Forum 2025 in der Europäischen Akademie Berlin statt. Gemeinsam mit rund 50 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutierten wir über „Politische Unternehmensverantwortung in Zeiten der Vertrauenskrise“. Unser herzlicher Dank gilt allen Panelisten und Teilnehmern für ihre klugen Beiträge, der EAB und POLITIKUM für die gemeinsame Organisation sowie den Sponsoren Gemeinnützige Hertie-Stiftung und Evonik für ihre Unterstützung!
Angesichts des demokratischen Bedrohungsszenarios von Putin und Trump bis hin zur AfD stand eingangs ein nüchterner Befund: „Die zunehmende politische Zurückhaltung von Unternehmen steht reziprok zur Notwendigkeit der Einmischung.“ Denn Toleranz, Rechtsstaatlichkeit und Weltoffenheit seien Voraussetzungen für erfolgreiches Wirtschaften. „Als Player dieses politischen Ökosystems sind Unternehmen an dessen Stabilität interessiert“, so die Zusammenfassung des Business Case von CPR. Umso klarer die Maxime: „Bleiben und werden Sie politisch! Bürgersinn ist wichtig.“ Das gelte nicht zuletzt mit Blick auf grassierende Ressentiments gegenüber der Globalisierung. Sie lasse sich schließlich nicht leugnen, sondern nur gestalten. Gerade Unternehmensvertreter mit ihrer häufig internationalen Perspektive könnten die liberale Ordnung und die offene Gesellschaft verteidigen. Die größte Gefahr liege demnach im „Neo-Biedermeier“ des Rückzugs aus dem öffentlichen Raum. Man dürfe nicht den populistischen und libertären Autokraten das Feld überlassen („Ihr Wappenzeichen ist die Kettensäge“), sondern müsse Innovation und Disruption eine demokratische Form geben.
Unternehmen könnten dazu beitragen, indem sie nach innen und außen an einer besseren Debattenkultur arbeiteten, Fakten und Argumente anführten und damit der „hilflosen Phrasendrescherei“ entgegenträten. In analogen wie digitalen Kommunikationsräumen bestünde die Chance, dass die Wirtschaft Milieus erreiche, an die die Politik kaum noch herankomme. Hier ergebe sich ein positiver Spillover-Effekt: „Wer Demokratie am Arbeitsplatz einübt, stärkt sie auch gesellschaftsweit.“ Das Unternehmen lasse sich als „sozialer Lernraum“ verstehen und nutzen, in dem Gesellschaft vorverhandelt wird. Wie wenige andere Institutionen brächten Unternehmen Menschen verschiedener politischer, sozialer und demografischer Hintergründe zusammen. Engagement, so die weit geteilte Überzeugung, müsse dabei sowohl von der Führungsebene („tone from the top“) als auch aus der Belegschaft („employee activism“) kommen, um nachhaltige Wirkung zu entfalten. Idealerweise würde CPR nicht in einzelnen Parzellen behandelt, sondern breit im Unternehmen gestreut – von der Strategie über Kommunikation bis hin zu Public Affairs. Nicht zuletzt die Aufsichtsräte könnten eine zunehmend aktive Rolle spielen, indem sie ihre Kontrollfunktion auch auf die Prävention und das Management politischer Geschäftsrisiken beziehen. Wichtig sei, dem Management Rückendeckung zu geben und „die richtigen Fragen“ zu stellen.
Auf dieser Basis wurde eine Fülle von ermutigenden Maßnahmen genannt, wie CPR gelingen kann: Dazu gehören Debatten-Trainings (z.B. im Rahmen des Business Council for Democracy), politische Bildungsangebote (z.B. Gedenkstättenfahrten), aber auch „Business Diplomacy“ hinter den Kulissen, wie etwa durch die Vermittlung hochrangiger Politikertreffen zu zentralen Themen wie Migration und Grenzschutz. Ein Querschnittsthema war die Bildung von Allianzen, um Stärken zu bündeln und die Gefahr politischer Vergeltungsmaßnahmen gegen Einzelne zu mindern. Hier, so der Eindruck, habe die Wirtschaft ihre politische Macht noch nicht ausreichend verstanden. Während Unternehmen diese Maßnahmen möglichst niedrigschwellig beginnen sollten, empfehle sich grundsätzlich die Formulierung eines politischen Leitbildes, um deren strategische Ausrichtung zu sichern.
Deutlich wurde, dass es attraktive Narrative für politische Mobilisierung braucht – auch gestützt durch technologische Innovationen, um politische Verfahren inklusiver und effizienter zu gestalten, ohne jedoch die „Abrissbirne“ anzusetzen. Im Sinne der demokratischen Wehrhaftigkeit und der Selbstbehauptung Europas sei es die Pflicht von Entscheidungsträgern, begründeten Optimismus zu verbreiten. Wenn Veränderung konstant sei, dann auch der Imperativ, Hoffnung und Vertrauen zu stiften, um sich nicht der Destruktivität hinzugeben.
Jetzt gilt es, dafür zu kämpfen, dass CPR weiter Fahrt aufnimmt – und dass wir erkennen, welchen Schatz wir mit Unternehmen haben, um die Demokratie zu stärken.







Kommentare